Praxisforschungsprojekt Lehrerkooperation

Projektziele

Mit unserem Projekt möchten wir erforschen, welches die Bedingungen für die Entstehung und das Gelingen einer produktiven Zusammenarbeit in Teams von Lehrerinnen und Lehrern sind und wie die Lehrpersonen in ihren kooperativen Zusammenhängen durch ihre Entscheidungen die jeweilige Einzelschule steuern.

Das Projekt soll ein Praxisforschungsprojekt sein. Es geht also nicht um eine wissenschaftliche Untersuchung im engeren Sinne, die mit standardisierten Instrumenten (Fragebögen) nur kurz in die Schule kommt und von welcher die Lehrkräfte in der Regel wenig profitieren. Stattdessen soll der Schwerpunkt in unserem Projekt auf die praxisnahe Unterstützung der Teams gelegt werden. Durch unsere längerfristige wissenschaftliche Begleitung wollen wir eine Hilfe für die Kooperationsprozesse von Lehrerinnen und Lehrern bieten.

Gemäß der Dualität unserer Projektanlage verfolgen wir demnach zwei Intentionen:

  • Forschung zu Steuerung und Kooperation: Untersuchungen zu Prozessen von Schul- und Unterrichtsentwicklung in Lehrerteams

  • Begleitung von Schulen: Praxisnahe Unterstützung der Lehrerteams bei der Entwicklung ihrer schul- und unterrichtsbezogenen Teamarbeit

Projektsample

Zum Projektsample zählen sieben Gruppen von Lehrerinnen und Lehrern an staatlichen Gymnasien, an Integrierten Gesamtschulen sowie an einer Schule in Freier Trägerschaft in Rheinland-Pfalz. Darunter finden sich sowohl formelle Gruppen, die in der Schulstruktur verankert sind, als auch informelle Teams, die sich im Zwischenbereich kollegialer Kontakte gebildet haben. Auch wenn die Formen und Themen unserer Lehrerteams sehr unterschiedlich sind, arbeiten sie doch alle an der Entwicklung ihrer Schule, ihres Unterrichts oder fach- und unterrichtsbezogener Projekte.

Projektverlauf

In der ersten Hälfte des Schuljahrs 2006/2007 haben wir mit einer Kontaktphase begonnen, um mit den einzelnen Schulen in Verbindung zu treten und eine vertrauensvolle Grundlage für die weitere Zusammenarbeit zu schaffen.

Mit der anschließenden Erhebungsphase des Projekts konnten wir bei einigen Schulen bereits im ersten Schulhalbjahr 2006/2007 beginnen, in anderen in der zweiten Hälfte des Schuljahres. Im Mittelpunkt standen regelmäßige Besuche der Gruppensitzungen an den Schulen sowie von Projektseite initiierte Gruppendiskussionen. Eine erste Reflexionsschleife führten wir im Zeitraum September 2007 bis April 2008 durch. Der Schwerpunkt der Abschlussphase des Projekts wird sich im dritten Jahr (2008/2009) für die Endauswertung der Daten und die Publikation der Ergebnisse ins Pädagogische Institut der Universität verlagern.

Erhebungsverfahren/Methoden

Methodisch haben wir uns besonders auf teilnehmende Beobachtungen konzentriert. Wir nahmen an allen Treffen der kollegialen Teams teil, um die stattfindenden Kooperationsprozesse – auch audiographisch – zu dokumentieren.

Die Datenerhebung und bereits parallel laufende Datenauswertung mittels der Dokumentarischen Methode und Objektiven Hermeneutik zielt entsprechend der Dualität der Projektanlage einerseits auf Forschung zu Steuerung und Kooperation und andererseits auf Begleitung von Schulen ab. Zur Vorbereitung auf unsere Rückspiegelungen an die beteiligten Lehrergruppen wurden von uns zunächst die inneren Steuerungs- und Arbeitsprozesse der einzelnen Lehrergruppen analysiert.

Der hierbei vorgenommene gemeinsame Blick auf die Praxis soll es ermöglichen, eventuelle Schwierigkeiten zu bearbeiten und neue Perspektiven zu eröffnen. Von unserem Ansatz einer qualitativen Schulentwicklungsforschung her sehen wir uns der Offenheit im Prozess verpflichtet, d.h. dass jederzeit in Absprache mit den Lehrerteams auch Akzentverschiebungen in der wissenschaftlichen Begleitung möglich sind.

Nutzen für die Schulen bzw. für die Lehrerinnen und Lehrer

Wir wollen einen Beitrag zur Förderung der Schul- und Unterrichtsentwicklung leisten, indem wir die Lehrenden vor Ort bei der Formulierung von schul- und unterrichtsbezogenen Entwicklungsaufgaben, bei deren Umsetzung in Formen des Lehrens und Lernens sowie bei deren Evaluation im Prozessverlauf unterstützen. Dies erfordert die Präsenz der Forscherinnen und Forscher in den Schulen und in den Teams sowie eine tragfähige Vertrauensbasis als Voraussetzung fruchtbarer Zusammenarbeit. Uns geht es nicht nur um die weitere Profilierung unserer Forschung, sondern ebenso um die Qualifizierung der Praktiker auf dem Weg der unmittelbaren Förderung der Entwicklungs- und Reflexionsprozesse in den Teams. Im Dialog zwischen Lehrenden und Forschenden sollen Fragen gesammelt, Antworten gesucht und neue Perspektiven entwickelt werden, die die Verbesserung kooperativer und schulbezogener Prozesse voranbringen. Wir setzen auf die Möglichkeiten einer gemeinsame Prozessreflexion, in welcher sich die Sichtweisen von Praxis und Forschung gewinnbringend kontrastieren und aufeinander beziehen lassen.

Projektteam

Von links: Felicitas Rettinger, Heiner Ullrich, Alain Brunotte, Nadine Bondorf, Franz Hamburger, Lisa Baum, Till-Sebastian Idel

Projektleiter:

  • Prof. Dr. Franz Hamburger
  • Prof. Dr. Heiner Ullrich
  • Dr. Till-Sebastian Idel

Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen:

  • Dipl.-Päd. Lisa Baum
  • Dipl.-Päd. Nadine Bondorf

Wissenschaftliche Hilfskräfte:

  • Alain Brunotte
  • Felicitas Rettinger

Die Kontaktdaten entnehmen Sie bitte der rechten Spalte.

Literaturhinweis

Baum, E./Bondorf, N./Hamburger, F. (2007):„und da wir ja gerne effektiv arbeiten“ - über Strukturprobleme schulischer Selbststeuerung. In: Graßhoff, G. u.a. (Hrsg.): Reformpädagogik trifft Erziehungswissenschaft. Schriftenreihe des Pädagogischen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Band III. Mainz, S. 297-308

Baum, E./Bondorf, N. (2008): Wie Lehrkräfte kooperieren. Zur Bedeutung von Kooperation im Kontext von Schul- und Unterrichtsentwicklung. In: SchulVerwaltung. Zeitschrift für Schulleitung und Schulaufsicht. Hessen/Rheinland-Pfalz, H. 11. Kronach, S. 304-306