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Dissertationsvorhaben

Titel: Soziale Unterstützung in einer brasilianischen Migrantinnenorganisation in Deutschland. Eine transnationale Perspektive.

In jüngster Zeit wächst das Interesse der Sozialen Arbeit an MigrantInnenorganisationen als Orten der Selbsthilfe von Menschen, die sich mit Belastungen im Kontext von Migration auseinandersetzen (Latorre/Zitzelsberger 2011). Eine transnationale Perspektive auf das Phänomen der MigrantInnenorganisationen und damit einhergehende Besonderheiten und mögliche Ressourcen entbehrt diese Diskussion bislang jedoch. Dies erstaunt, angesichts der zunehmenden Auseinandersetzung der Disziplin mit dem Erfordernis einer „Transnationalen Sozialen Arbeit“, bzw. deren „Transnationalisierung“ (Homfeldt/Schröer/Schweppe 2008, Negi/Furman 2010). Auch wurden in sozialwissenschaftlichen Studien vielfach die transnationalen Bezüge von MigrantInnenorganisationen herausgestellt und dabei auch Hinweise auf Prozesse transnationaler Unterstützung geben (Pries/Sezgin 2010).

Die hier vorgenommene Fallstudie eines brasilianischen Migrantinnenvereins in einer deutschen Großstadt greift dieses Desiderat auf, indem sie die bestehenden Überlegungen und Befunde in einer Studie zu „Transnationaler Sozialer Unterstützung“ (Homfeldt/Schröer/Schweppe 2006) miteinander verknüpft. Unter Einnahme einer wissenssoziologischen Perspektive (Berger/Luckmann 1980) wird rekonstruiert, welches „Unterstützungsverständnis“ die untersuchte Organisation im Zuge ihrer Arbeit hervorbringt, d.h. welche Deutungen die Handlungspraxis des Vereins rahmen. Die Methodologie der Grounded Theory (Strauss/Corbin 1996) strukturiert dabei die Auswertung des Datenmaterials, das in Form von Vereinsdokumenten (Homepage, Jahresberichte, Satzung, Flyer), Interviews mit Mitgliedern und weiteren AdressatInnen des Vereins sowie Protokollen teilnehmender Beobachtungen von Veranstaltungen des Vereins vorliegt.

Die Studienergebnisse sollen dazu beitragen, transnationalen Orientierungen von MigrantInnen in der Sozialen Arbeit stärker zu thematisieren und zu fundieren. Es wird gezeigt, wie die Selbsthilfe von Migrantinnen durch deren transnationale Orientierungen geprägt ist. Damit entstehen einerseits neue Anknüpfungspunkte für die Diskussion zur Zusammenarbeit von MigrantInnenorganisationen und Sozialer Arbeit, es wird aber auch eine Grundlage für die Wahrnehmung transnationaler Phänomene seitens einer „lebensweltorientierten“ (Thiersch 1992) bzw. akteurzentrierten Sozialen Arbeit geleistet (Siehe auch DFG-Graduiertenkolleg Transnationale Soziale Unterstützung).